Ohne Rast. Ohne Eile.

Buenos Aires, Dezember 2012. Die andere Seite der Weltkugel. Ein sommerheißes Weihnachten ist wenige Tage entfernt. Die Stadt erledigt ihre letzten Einkäufe. Flirrende Hitze steht über dem quirligen Verkehr. Das Bundesparlament trifft seine letzten Entscheidungen. Die Polizei döst in Gleichgültigkeit. Ganz plötzlich strömen hunderte Indigene durch die Straßenschluchten in das Stadtzentrum. Die Uralten, die Frauen, die Männer und die Kinder sperren erst die Hauptverkehrsstraße vor dem Parlament, dann alle Seitenstraßen. Aktivistinnen und Aktivisten urbaner Gruppe schließen sich den Indigenen an. Gemeinsam verwandeln sie die Straßen in fahnenbunte Tanzplätze und entsenden ihre Unterhändler in den Congreso.

Die Heimat der Indigenen liegt fast eintausend Kilometer entfernt in einem zweiten, einem anderen, einem vergessenen Argentinien ohne Wolkenkratzer, ohne Fernsehempfang und ohne Krankenhäuser. Ihre Heimat ist das staubige Buschland des Nordens. Die Heimat ist bedroht. Denn genetisch verändertes Saatgut, Herbizide wie Glyphosat und chemischer Dünger haben den Sojaanbau nun auch in den kargen nördlichen Regionen rentabel gemacht. Das Land wird zum Spekulationsobjekt von Monsanto & Co. Wie schon am Anfang der kolonialen Geschichte des Landes sollen die Indigenen wieder einmal weichen. Doch diesmal kommt alles anders als erwartet. Sie weichen nicht. Sie leisten Widerstand. Es ist ein Kampf, der zwanzig Jahre währt. Die Indigenen schlagen nicht nur die Landräuber in die Flucht, sondern sie haben damit begonnen, in ihren Territorien die Staatsgewalt durch eigene, egalitäre Strukturen zu ersetzten. Sie errichten neue Brunnen, Solaranlagen, eigene Schulen und nun ein erste Universität, die das Lehren und Lernen neu erfindet. Im Kampf gegen die multinationalen Agrarkonzerne globalisieren die Campesin@s die Hoffnung.

„Ohne Rast. Ohne Eile.“ (Dokumentarfilm, ARG/D, 60 min., OmU, 16:9) ist ein partizipatives Projekt der Kameradistinnen. Der Interviewführung zugrunde lagen zahlreiche Botschaften von Menschen aus der Bundesrepublik an die Indigenen. Sie entstanden als Reaktionen auf unseren thematisch verwandten und ersten gemeinsamen Kinofilm „Sachamanta“. | „Ohne Rast. Ohne Eile.“ gäbe es nicht ohne die finanzielle, logistische und ideelle Unterstützung im Rahmen des Projektes „Espejo“ von über einhundert Menschen, Stiftungen und kleinen Unternehmen, die im Abspann des Filmes gewürdigt werden. Aus dem Projekt „Espejo“ entstand zudem auch der Kurzfilm, Tincunacuy, der die Rückkehr des Filmes Sachamanta an seinen Handlungsort zeigt und auf dieser Seite angesehen werden kann. Die Kameradistinnen sind eine freie Assoziation für Dokumentarfilm und Dokumentarfotografie mit einem kritischen Bewusstsein für Politik und Gesellschaft.

 

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