Hanioti

Im Juli 2020 haben wir mit den Dreharbeiten für „Finding Europe“ begonnen. Bille und Georgios (ein deutsch-griechisches Paar) brachten uns dazu nach Hanioti, eine doppelgesichtiges Urlaubsdorf im Süden von Thessaloniki. Hanioti hat zwei Gesichter, weil es zwei europäische Wirklichkeiten enthält. Entlang der Küstenlinie des Ortes tummeln sich die wohlhabenden Urlauber. In den kleinen Häusern in den Bergen über dem Ort lebt das Personal des Urlaubstraumes oft in Armut. Wer „Glück“ hat, arbeitet während der Sommermonate hart genug für einen spärlichen Lohn, so dass es immerhin für den nasskalten Winter reicht für Lebensmittel, Holz und ein ein paar kleine Träume. Wer Pech hat, bleibt auf der Strecke.

Georgios und Bille waren unsere Guides und Übersetzer. Drei von fünf langen Interviews mit Menschen der Region führte Georgios selbst. Bille wurde auch zur Set-Fotografin. Die meisten der Bilder in der Galerie unten stammen von ihr.

Corona hat Hanioti hart getroffen. Die Besuchszahlen brachen ein. Viele „Dörfler*innen“ fanden keine Arbeit mehr in den Hotels am schönen blauen Meer. Der griechische Staat vermag kaum zu helfen. Die Austeritätspolitik der Union lähmt das Land und hat die Griech*innen wütend gemacht. „Wo ist denn Europa, wenn es gebraucht wird?“, haben unsere Interviewpartner*innen gefragt.

Und doch gab es auch zaghafte Träume von einem anderen, solidarischen Europa, das sich aufmacht die sozialen Ungleichheiten innerhalb der Länder und zwischen ihnen entschlossener zu beseitigen. Diese Teile der Interviews sind vielleicht am berührendsten.

Wir werden in den nächsten Wochen noch ein zweites Mal nach Süden gehen. Diesmal nach Athen, wo wir die urbane Seite des Landes erkunden wollen. Danach werden wir uns dem nächsten Land der EU zuwenden, Litauen.

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