Über Corona, ONE WORD und Optimismus

So langsam kommen die deutschen Kinotermine herein für unseren Film ONE WORD. Uns ist vollkommen klar, das ein Release im Jahre 2020 schwierig ist. Während des Lockdowns hatten die Kinos keine Einnahmen. Dann haben sie haben viel Aufwand und Arbeit in die Einhaltungen der Schutzvorschriften gesteckt, während in etwa jeder zweite Sitz in den Sälen leer bleiben muss. Große Produktionen, die den Kinos üblicherweise die Einnahmen sichern, wurden von den Verleihen verschoben oder wurden nach dem Start während des Lockdowns gestoppt, um jetzt auf Netflix oder Amazon Prime zu laufen.

Als wir nun mit unserem Verleih Studio Kalliope begannen, die Programmkinos anzuschreiben, hätten wir erwartet, dass die Resonanz auch genau Null sein kann. Krisen haben ja immer schon beim Kinopublikum eine große Lust nach Ablenkung von Problemen erzeugt. Die Menschen fliehen sich in Träume und Phantasien, wenn die Realität schief hängt. Wer will es ihnen verdenken und die Kinos brauchen zahlendes Publikum. Dokumentarfilme? „Mhm.“ Über die Klimakrise? „Ja, also.“

Unser Film handelt von den krassen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Republik der Marshallinseln und ihre Menschen. Der Meeresspiegel steigt immer schneller an. Das Land erodiert. Die Küstenlinien fallen in sich zusammen. Die Vegetation stirbt. Die Korallenriffe bleichen. Der Fischreichtum ist Vergangenheit. Und wie es Alson Kelen, einer unserer Protagonist*innen sagt:

„Das ist nur der Anfang. Vielleicht sind wir die Ersten, die verschwinden werden. Aber entlang der Küsten großer Länder gibt es Landstriche, denen es bald so gehen wird wir uns.“

ONE WORD zwingt dazu, die Krise hinter der Krise wahrzunehmen, die unabhängig von Corona besteht und deren Gefahren selbst die Auswirkungen einer weltweiten Pandemie um Größenordnungen übersteigen: die Klimakrise.

Wer mag schon triste Filme sehen, wenn die Tristesse schon perfekt scheint? Aber, Moment mal! Eigentlich ist ONE WORD gar kein trauriger Film. Dafür haben die Menschen gesorgt, die den Film mit uns gemacht haben: die Marshalles*innen. Nirgendwo auf der Welt wird so lauthals gelacht wie auf den Inseln dieser Republik. Nirgendwo sonst ist der Respekt und fast schon die Liebe für andere Menschen so stark wie dort. Und an keinem anderen Ort der Welt gibt es soviel Optimismus. Ausgerechnet an der vordersten Front des Klimawandels sind die Menschen überzeugt davon, dass wir als Menschheit durchaus die Fähigkeit zur Einsicht und Besserung haben und uns die Krise sogar helfen kann, zueinander zu finden, um unsere Probleme gemeinsam zu lösen.

Das ist die Botschaft des Filmes. Das müssen wohl auch die Kinobetreiber*innen so empfunden haben, die den Film bereits gesehen haben. Vielleicht hat die der Optimismus der Marshalles*innen sie angesteckt. Wir erhalten nämlich immer mehr Zusagen, ONE WORD ins Programm zu nehmen. Und das freut uns natürlich. Unter dem Link unten findet ihr die ersten Termine für die Bundesrepublik. Manche Kinos haben die Spielzeit noch nicht festgelegt und bei anderen gibt es erst einmal einen Zeitrahmen. Wir werden das natürlich weiter vervollständigen. (Aber die Infos bekommt ihr auch rechtzeitig auf den einschlägigen Kinoplattformen.)

Und wir brauchen euch. Euch, die ihr das hier gerade lest. Sicher habt ihr alle viel um die Ohren und eure eigenen Sorgen und Nöte. Drei Dinge wünschen wir uns trotzdem. Erstens, dass ihr diese Pandemie ernst nehmt. Schützt euch und schützt die anderen vor euch, indem ihr die zugegebenermaßen lästigen Regeln einhaltet. Und zweitens, indem ihr euch bewusst macht, dass die Pandemie irgendwann in relativ naher Zukunft vorbei sein wird, weil es z.B. einen Impfstoff geben wird, der zumindest die Symptome von Covid 19 so weit gemildert werden, das die Welt wieder in den Normalzustand schaltet – aber deswegen nichts okay ist. Denn dann wird es darauf ankommen, sich ebenfalls bewusst zu machen, dass dieser Normalzustand nie ein Normalzustand war und nie ein Normalzustand sein darf. (Das gehörte noch zu unserem zweiten Wunsch an euch.)

Der Planet brennt und es gibt nur eine einzige Kraft, die die Katastrophe aufhalten kann: uns Menschen, die wir durchaus in der Lage sind, die Probleme zu lösen, die wir zuvor angerichtet haben. Das war jetzt fast ein Zitat. Es stammt so von vielen der Protagonist*innen aus ONE WORD. Sie sagen es mit ihren eigenen Worten, jede und jeder für sich ein wenig anders. Aber die Aussage ist übereinstimmend und völlig klar.

Wir wünschen uns, dass viele Menschen diesen Optimismus der Marshalles*innen teilen. Es ist ein kämpferischer Optimismus. Es ist ein Optimismus, der der Gefahr wissend ins Auge schaut und sich dennoch aufrecht erhält. Es ist ein Optimismus, der glaubt, dass man es gut machen muss und nicht, dass es ohnehin gut wird. Es ist ein Optimismus, der zum Handeln auffordert und nicht zum Abwarten. Es ist ein Optimismus, der ansteckend sein kann. Es ist ein Optimismus, der Recht behalten wird, wenn nur genug Menschen sich aufmachen, seine Haltung ebenfalls einzunehmen und nach ihr zu handeln.

Nun gut, hier findet ihr die ersten Kinotermine für ONE WORD in der Bundesrepublik.

Unser dritter Wunsch lautet: Passt auf euch auf und erzählt alles weiter von diesem Film! Wirklich alles. Es kommt auf euch an.

Herzlich, Eure Kameradisten.org

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